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Leseprobe

Leseproben sind ist ein kurzer Auszug aus einer Kurzgeschichte oder einem Roman, die dir einen ersten Eindruck von der Handlung, den Charakteren und meinem Schreibstil vermittelt. Es ist wichtig zu beachten, dass eine Leseprobe nur einen Teil der gesamten Geschichte darstellt und daher nicht das vollständige Erlebnis oder die gesamte Tiefe des Buches widerspiegelt. Ich hoffe damit dein Interesse zu wecken und dir einen Vorgeschmack auf das zu geben, was dich im gesamten Werk erwartet.

Kein Mond, nicht wirklich.

zuerst veröffentlicht in

'Blütenlese 2025'

In wenigen Tagen würde Vollmond sein; der Wind hatte aufgefrischt und die Wellen spülten dicke Schaumkronen an den Strand. Jacky gefiel es und so beschloss ich, unsere Late-night Tour bis zum Wrack des alten Linienbusses zu verlängern. Wie ein gestrandeter Wal lag der Bus unterhalb der Dünen im Halbrund der Peak-Bay. Der Lack war längst abgeblättert, und Rost hatte seine Flanken zerfressen. Einst ein Treffpunkt, war er jetzt nur noch ein Relikt, das auf seine Verschrottung wartete.


Die feuchte Kälte kroch mir in den Kragen, doch ich zog die Kapuze nicht hoch. Ich mochte es, den Wind auf meiner Haut zu spüren. Es half mir, die Gedanken zu ordnen. Plötzlich begann Jacky zu bellen, sein schrilles Kläffen hallte durch die Dunkelheit. Er fixierte die offene Fahrertür und wollte sich nicht beruhigen.

Ich zögerte einen Moment. Eigentlich hatte ich vorgehabt, einfach weiterzugehen, aber irgendetwas ließ mich innehalten. Der Bus schien anders zu sein als sonst. Es war schwer zu sagen, warum – er war immer noch dasselbe rostige Wrack, doch etwas daran störte mich. Vielleicht lag es an den kleinen Details, die ich erst jetzt wahrnahm: Das Licht, das durch die zerbrochenen Fenster fiel, schien sich zu bewegen, als ob etwas im Inneren des Busses in Bewegung wäre. Eine Illusion, redete ich mir ein. Nur das Licht des Mondes, das sich im Glas brach.

​

Langsam trat ich näher und beugte mich durch die offene Fahrertür. Ich hielt den Atem an. Im Mondlicht erkannte ich einen übergewichtigen Mann, vielleicht Mitte vierzig, mit runder Brille hinter dem Lenkrad. Seine Finger ruhten auf einem Handy, dessen Bildschirm flackerte: Punkte, Linien und Zahlen leuchteten auf, wie eine Art Sternenkarte. Er starrte durch die Frontscheibe in den Nachthimmel, als ob er etwas Bestimmtes suchte.
„Na, wo soll’s denn so spät noch hingehen?“ fragte ich, halb im Scherz. Meine Stimme klang zu laut in der Stille. Ich zog Jacky ein Stück zurück, aber etwas ließ mich inne halten. Irgendetwas an dem Mann hinter dem Lenkrad war ... anders. 

Das Mondlicht warf harte Schatten auf sein Gesicht, doch es waren seine Augen, die mir auffielen. Sie schienen zu reflektieren, wie das Glas eines Teleskops – kalt, durchdringend, und viel zu ruhig.

„Galatea“, murmelte er in einer Art sehnsüchtiger Besessenheit „endlich.“ Der Klang seiner Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.

„Ist das nicht ein Mond des Planeten Neptun?“ fragte ich.

„Es ist kein Mond. Nicht wirklich.“ Seine Stimme hatte sich verändert – sie klang jetzt tiefer, schwerer, wie das Murmeln eines entfernten Gewitters.
„Willst du mit?“ fragte er, und starrte mich dabei an. 

Für einen Moment war ich wie gelähmt. Mit? Wohin? Ich lachte nervös. „Äh, nein danke. Ich hab Karten fürs Halbfinale in Tampa Bay – wenn wir bis dahin zurück sind ...“ Meine Worte hingen in der Luft, klangen plötzlich albern. Er ignorierte mich, vertieft in hektische Tipparbeit auf seinem Handy.

​

Das Gespräch nahm nicht den spaßigen Verlauf wie ich erhofft hatte, daher schob ich schnell noch eine Frage hinterher, während Jacky ungeduldig am rostigen Radkasten markierte. „Habt ihr denn auch vollgetankt? You know it‘s a long, long way down to ...“

„Wir werden abgeholt!“ unterbrach er mich schroff.

„Aha - kommt Captain Kirk oder gar Elon Musk persönlich?“

Ohne seine Antwort abzuwarten sagte ich „Jacky, komm“, und zog diesmal mit mehr Nachdruck an seiner Leine. Doch Jacky weigerte sich, den Bus zu verlassen. Stattdessen fixierte er die hintere Ecke des Busses, den Bereich, den ich selbst kaum sehen konnte.

„Verpiss dich!“ zischte eine weibliche Stimme aus dem hinteren Teil des Busses. Ich fuhr zusammen. Dort hatte ich niemanden vermutet. Im Lichtkegel meines Handys zeichneten sich zwei weitere Gestalten ab.

​

>>> Ende der Leseprobe <<<

Die vollständige Geschichte findest du in 'Blütenlese 2025'.

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